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Rudolf 11.09.2011 23:09

. . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Hallo zusammen,
in diesem KK-Forum gab es einmal einen Bereich „Gedanken und Gedichte“.
Dieser Abschnitt wurde vor einiger Zeit ausgeblendet, weil wohl immer wieder
Texte irgendwo abgeschrieben und hier eingestellt wurden, ohne dass sich die
Schreiber über Lizenzrechte Gedanken machten.
Ausgeblendet wurde damit auch mein Kapitel „Rudolfs Gedanken und Gedichte“,
in das ich gemäß Überschrift nur Eigenes eingetragen hatte.

Nun möchte ich diesen Brauch hier in diesem Bereich in etwas anderer Form
wieder aufgreifen, und gelegentlich meine Gedanken zu einem externen Thema
mitteilen oder auch mal Informationen zum Hauptthema geben.



Eigentlich wollte ich mit einem Krebsthema beginnen, aber das Datum drängt mir ein anderes Thema auf.

11.9.11
Heute zelebriert die amerikanische Arroganz demonstrativ ihre Trauer über das Attentat vor 10 Jahren.

Und alle schauen zu.

Alle?

Nein, ein einsamer Alter in einem einsamen Dorf im „alten Europa“ hängt
seinen eigenen Gedanken nach.

„Wer auf Rache sinnt, hält seine eigenen Wunden offen,“ sagte Francis Bacon.
„Wer auf Rache sinnt, muß zwei Gräber graben, mindestens.“ Ich weiß nicht, wer das so formulierte.

An jenem 11.9. vor 10 Jahren starben 3000 Menschen.
Bei den anschließenden Rachefeldzügen starben bisher mindestens 300.000 Menschen. *)
Man trauert um 3000 Amerikaner (vorwiegend), aber nicht um die 300.000 Menschen in anderen Ländern.

Das ist weit mehr als das alttestamentliche „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“
Ist das die Gerechtigkeit, von der gesprochen wird?
Mag sein, daß es der Gerächtigkeit eines Mister Dabbelju entspricht.

Auf das Attentat von New York reagierte man mit Aggression und Kriegsgeschrei.
Das ist ein Weg, der keinen Friedenswillen und keine Verständigungsbereitschaft erkennen läßt.
Auf das Attentat in Norwegen in diesem Jahr reagierte man mit Bedacht,
mit der Suche nach Erklärung und Verstehen, mit Gesprächsbereitschaft, mit Friedenswillen.

„Wer Frieden will, muß Frieden leben.“ Wer Krieg macht, zeigt, daß er keinen Frieden will.
So einfach ist das . . . und so schwer.
Und es gilt auch für den Umgang mit Krebs.
Rudolf


*) Und die Hunderte von Milliarden Dollar, die diese Kriege kosten, hätte man sinnvoller für das Leben als für das Töten verwendet.
Und jetzt sieht es so aus, als haben sich die USA an den Rand des Ruins gebombt.

mischmisch 11.09.2011 23:14

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
DANKE, Rudolf.

Rosita

Volkertrainer 12.09.2011 19:18

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Danke Rudolf.
Du triffst immer den Nagel auf den Kopf mit deinen Zeilen.
Kurz,Knapp und sehr gut. Bitte mehr davon.

Viele Grüße
Der Volker

Elke001 13.09.2011 09:55

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Ja Rudolf,

wie immer ist dein Bericht nachdenklich. Er müsste eigentlich auf die erste Seite der Bild gedruckt werden, damit mehr Leute zum nachdenken kommen.
Bei mir hängt er auf jeden Fall schon auf unserer PIN-Wand.
Vielen Dank.

LG Elke

heidi2509 13.09.2011 15:25

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Lieber Rudolf,

du sprichst aus, was viele denken! Danke dafür!!!

LG Heidi

Rudolf 14.09.2011 14:13

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Eine wahre Geschichte
Dies ist eine Geschichte über Arroganz und Dummheit bei Ärzten der Schulmedizin.
Mir wäre es lieber, ich hätte keinen Grund, dieses zu schreiben.

Die TKIs hätte es schon 20 Jahre früher geben können!

Bereits in den 1960er Jahren fiel einem Marinearzt, dem Chirurgen Prof. J. Folkman, auf,
daß Tumore von einem Netz bizarrer, verdrehter Blutgefäße durchzogen sind.
Er folgerte richtig, daß diese Gefäße der Nährstoffversorgung und der Abfallentsorgung des Tumors dienen.
Er beobachtete in seinem Labor auch, daß Tumore ohne diese Gefäße nur stecknadelkopfgroß wurden.
Und er folgerte daraus, daß man die Blutgefäße angreifen müsse, um das Tumorwachstum zu stoppen.
Das könnte ein ganz neuer Therapieansatz werden. 1971 schließlich veröffentlichte er seine Beobachtungen.
Und wie reagierten seine Kollegen, die medizinische Fachwelt?
Sie lachten ihn aus, glaubten ihm nicht, verspotteten ihn. Was kann von einem Chirurgen Bedeutsames kommen?
Bei dieser „Stimmung“ mieden sogar Studenten sein Institut, um keine Nachteile für ihren Werdegang erleiden zu müssen.

Aber dem Forscher ließ das Beobachtete keine Ruhe, er forschte weiter.
Irgendwann fiel ihm unter seinen Labormäusen eine einzelne Maus auf,
die offenbar resistent gegen alle Krebszellen war, egal, wieviel er ihr injizierte.
Es war ihm ein Rätsel. Was hatte diese Maus besonderes?
Schließlich vermutete er, die Maus müsse über einen Stoff verfügen,
der das Wachstum von Tumorblutgefäßen verhindert.
Er gab diesem unbekannten Stoff den Namen Angiostatin, „Gefäßstopper“ und suchte lange nach ihm.
Und er fand ihn. Endlich im Jahre 1996 konnte er seine Forschungsergebnisse veröffentlichen.
Und jetzt horchte die Fachwelt auf, alle interessierten sich für das Angiostatin und den neuen Therapieweg.
10 Jahre später kamen endlich die ersten TKIs auf den Markt.
Nur dieser eine Arzt und seine Mitarbeiter hatten den ganzen Tumor angesehen,
die anderen sahen auf ihren Objektträgern nur die Krebszelle.

Ja ja ja ja ja! Die TKIs hätte es 20 Jahre früher geben können!

Und mit Sicherheit wären sie damals auch viel billiger gewesen als heute.
Aber die Arroganz der hochgelobten „allwissenden, weisen“ Wissenschaft hat das verhindert.

In der Geschichte der Medizin gibt es leider noch mehr solcher Geschichten.
Ich erinnere hier nur an den Arzt Ignaz Semmelweis, der vor 150 Jahren,
noch vor der Entdeckung der Mikroben, durch allererste Hygienemaßnahmen
in seiner Klinik die Müttersterblichkeit (durch das „Kindbettfieber“) drastisch senkte.
Sein Lohn: Entlassung aus der Klinik.

Immer, wenn ein Arzt einen anderen Therapieweg lächerlich zu machen versucht,
wie kürzlich auch bei einer Informationsveranstaltung geschehen,
horche ich auf und sage mir: da muß was dran sein,
da wird etwas als ernsthafte Konkurrenz empfunden.
Geistheilung, Homöopathie, Mistel . . . sehr interessant.
Rufmord macht den Mörder verdächtig, nicht den Angegriffenen.
Rudolf

(Quellenangabe auf Wunsch möglich)

Rudolf 13.12.2011 10:57

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
.

Hoffnung ist wie der Zucker im Tee,
man braucht nur wenig, um das Leben zu versüßen.


aus China, leicht abgewandelt von R.
.

Rudolf 04.01.2012 23:53

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Glück

Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit,
das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut.
(Perikles)


Dem schließe ich mich mutig und hemmungslos an,
Rudolf

Rudolf 20.05.2012 14:01

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Ungehorsam


Ungehorsam
ist die Tugend
der Freiheit,
der Unabhängigkeit und
der Selbstachtung.



Rudolf

Rudolf 31.05.2012 18:11

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Ein Wort zum Internationalen Tag des Nichtrauchers
am 31.5.2012

Wer Waffen herstellt, leistet Beihilfe zum Mord,
wer Zigaretten herstellt, leistet Beihilfe zum Selbstmord.

Rudolf

Rudolf 12.08.2012 14:34

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
.
Was ist Angst?

Immer wieder lese ich hier im Forum, daß Menschen Angst haben vor Krebs oder durch Krebs, oder Todesangst.
Was ist das? Und warum?

Immer wieder merke ich, daß ich hier gar nicht mitreden kann, denn ich kenne diese Angst nicht, weder die Krebsangst noch die Todesangst.
Jemand fragte mich vor 10 Jahren: was machst du mit deiner Wut? Ich war sehr erstaunt und mußte zurückfragen: welche Wut?

Krebs ist eine normale Kankheit, deren physische Ursache man kennt:
die Mutation (genetische Veränderung) einer vorher normalen Körperzelle, die aber vom geschwächten Immunsystem nicht erkannt und ausgeschaltet wurde und dann +- hemmungslos sich vermehrt.
Die wesentliche Frage ist demnach: warum ist oder war das Immunsystem geschwächt?
- durch zuviele Giftstoffe?
- durch psychische Belastung?
- durch einen Gendefekt? Dieser kann einen Krebs auslösen, muß aber nicht. Also bleibt die Frage nach einem 2. Warum bestehen.
- oder . . .?

Und die zweite wichtige Frage: wie kann ich mein Immunsystem wieder stark machen?

Dies ist aber hier nicht meine Frage, sondern:
Wer kann mir helfen und mir genau beschreiben, was diese Angst eigentlich ist? Oder wovor genau er Angst hat?

Im voraus danke für Antworten,
Rudolf

Livia 12.08.2012 15:12

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Hallo Rudolf,
was mir sehr viel Angst macht ist, dass ich meine Familie und Freunde früher verlassen muss. Der Tod an sich macht mir keine Angst aber das Sterben.
Angst, dass die vielen Nebenwirkungen der Medis doch umsonst ausgehalten wurden und es mir nur ein wenig Zeit mehr gegeben hat.
Angst, die Furcht in den Augen meiner Töchter zu sehen wenn sich mein Befund verschlechtert hat.
Angst vor Abschied und nie erfahren, ob ich Enkel haben würde, ob meine Kinder ihr Studium zu Ende gebracht haben und somit unabhängig sind.
Ich selbst würde das Wort Angst mit Traurigkeit austauschen.
Ich geb mir viel Mühe mit meinem Krebs aus zu kommen aber manchmal packt mich die Erkenntnis, dass ich nicht alt werde wie eine eiserne Kralle und ich muss dann viel Energie aufbringen, um die Panik Attacke zu unterdrücken.
Das alles passiert natürlich nicht mehr oft, nur ab und dann, z. B. kurz vor meinen Vorsorgen oder wenn die ein oder andere Nebenwirkung gar zu heftig wird.
Ich möchte nicht mehr krank sein und ich möchte kein Mitleid wenn Menschen von meinem Krebs erfahren. Ich möchte Pläne machen und zwar nicht nur die nächsten Monate, sondern was ich in zehn oder zwanzig Jahren machen will. Auch wenn alle sagen, dass ich das durchaus tun kann, denn durch die neuen Medis kann man ja noch viele Jahre leben, weiss ich doch, dass es im besten Fall noch ein paar Jahre sind. Mit meinem Befund wird man nicht alt.
LG
Sandra

joggerin 12.08.2012 22:50

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Lieber Rudolf,

Sandra hat es sehr gut beschrieben, was Angst ist, was Angst bedeuten kann. Ich kann das nur unterschreiben. Danke, liebe Sandra.

Ich denke, Angst ist auch alters- und geschlechtsabhaengig.

LG

Kinga

*Alex* 13.08.2012 00:08

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Hallo Rudolf!
Hilflosigkeit löst Angst aus, nicht wissen, was auf einen zukommt, wie es weitergeht, diese völlig neue Lebenssituation bei der Diagnosestellung, die die meisten kalt erwischt - auch wenn man doch weiß, dass es einen statistisch gesehen treffen kann mit dem Krebs, insgeheim denkt man doch, selbst kommt man irgendwie ohne davon.
Das war bei mir - glaube ich mich zu erinnern - damals das Angstgefühl... Hilflosigkeit, Ungewissheit. Und das mir, wo ich doch sonst immer weiß, wo's lang geht.

Davor, dass sie mich aufschneiden, hatte ich noch nicht mal Schiss. In solchen Sachen bin ich total pragmatisch. Kann man rausschneiden? Ist doch gut, dann macht mal! Aber ob sie im Schädel-MRT was finden oder im Szinti, davor habe ich mir fast in die Bux gemacht.

Die Angst äußerte sich bei mir in Atem-Beklemmungsgefühlen und exzessiven Heulattacken (die ich mir aber für zu Hause aufgespart habe). Keine Ahnung, was mir dabei durch den Kopf ging - das ist ein Film, den man nicht beschreiben kann. Solange ich - ganz pragmatisch - dabei war, mich um Termine und Organisatorisches zu kümmern, ging es einigermaßen, auch wenn "Es" quasi hinter der Stirn saß - ich war geradezu erschreckend sachlich! Damit konnte auch nicht jeder umgehen von meinen Leuten! Aber sobald ich zur Ruhe kam, war Sense damit. Dann konnte ich von jetzt auf gleich losheulen.

Bei einem Erstgespräch mit einer Psychoonkologin konnte ich für mich und für sie definieren, dass es vor allem die Angst vor der Angst ist, die mich fertig macht. Sie hat absolut verstanden, wie ich das meinte und sagte, dass sie das so häufiger für Patienten beschreiben würde, die es selbst nicht so direkt für sich erkennen.
Naja, ich sollte mir meine Angst dann als Bären in der Ecke vorstellen, und damit war's für mich vorbei. Meine Angst war viel abstrakter. Das war zwar nicht der Grund, warum ich nicht mehr dort war, aber sowas ist mir dann schon zu nervig ;O)

Ich bin jetzt schon lange krisenfrei, was bei meinem recht übersichtlichen Befund (pT1a) vielleicht auch relativ einfach ist. Aber ich kann mich noch sehr sehr gut an diese Zeit erinnern und hineinversetzen. Das brauche ich so schnell nicht wieder. Wenn man sich schon länger und unter anderen Voraussetzungen damit auseinandersetzen muss, werden die Ängste so wie von Livia oben beschrieben sicher auch konkreter. Mich würde das ganz schön runterziehen.

LG

Ed1 13.08.2012 07:28

AW: . . . und was ich sonst noch sagen wollte . . .
 
Hallo Rudolf, das ist gut wenn Du keine Angst spürst, denn sie frisst einem auf. Du willst wissen wie sich Angst fühlt?
Ich habe Angst, dass durch den Krebs meine Selbstständigkeit - das höchste Gut - zu verlieren, ich angewiesen bin auf die Hilfe der anderen. Die Angst, bei der nächsten Kontrolluntersuchung wieder zu hören, dass der Krebs wieder da ist und der ganze Alptraum weitergeht, Weitere Schmerzen zu ertragen, die ich nicht ertragen will oder kann. Gefangen zu sein in der Maschinerie "Medizin und Krankenhaus". Langes Siechtum ohne Entrinnen. Die Verzweiflung in den Augen der Angehörigen zu sehen. Das Schweigen um einen herum.
Vom Tod habe ich keine Angst mehr.


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